Klimaanpassung im Oberland
Start der Projekte KARE/KARE-CS
Messgerät aus (links) passiv belüftetem Gerät mit Sensoren für Temperatur, Feuchte, Druck, Strahlung sowie Solarzellen und Akku, (rechts) Niederschlagsmesser. (Aufnahme: FU Berlin)
Gewitter, Sturzflut und Überschwemmungen- Welche konkreten Klimaveränderungen sind im Oberland zu erwarten? Welche Anpassungsmaßnahmen sind notwendig und sinnvoll?
Antworten auf diese und weitere Fragen möchten zwei vom BMBF geförderte Forschungsprojekte geben, die kürzlich gestartet sind.
Die bundesweite Forschungsinitiative RegIKlim (Regionale Informationen zum Klimahandeln) will Wissen zum Klimawandel in Kommunen und Regionen aufbauen und eine breite Basis für maßgeschneiderte und verlässliche Hilfestellungen für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels schaffen. Das Oberland ist eine der sechs Modellregionen in Deutschland. „Kommunen im Oberland haben einen erheblichen Anpassungsbedarf an den Klimawandel“, sagt Prof. Matthias Garschagen, LMU München. „Aufgrund ihrer geographischen Lage im Voralpenland sind sie besonders von Starkregen und daraus resultierende Sturzfluten bzw. Überflutungen betroffen, wie es leider auch diesen Sommer wieder der Fall ist. Gleichzeitig sind sie mit einem starken Wachstumsdruck konfrontiert, der mit weiterer Versiegelung und hohen Flächenkonkurrenzen einhergeht“.
Genaue Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels im Oberland
Deshalb erforscht das Projekt KARE (Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene: ansteigende Starkregenrisiken am Beispiel des bayerischen Oberlandes) wie sich die Klimaänderungen lokal auswirken und welche Folgen für die Kommunen des Oberlandes insbesondere im Hinblick auf Starkregenereignisse damit verbunden sind. Ein weiterer Fokus des Projektes ist, stärker für die Auswirkungen des Klimawandels zu sensibilisieren und gemeinsam mit den zwei Pilotkommunen Garmisch-Partenkirchen und Weilheim zu erarbeiten, welche Handlungsoptionen und –notwendigkeiten zur Anpassung an den Klimawandel und insbesondere an Starkregenereignisse mit folgenden Sturzfluten auf kommunaler Ebene bestehen. Ziel des Projektes ist es in den kommenden drei Jahren Kommunen im Oberland effektiv bei der Etablierung eines Sturzflutrisikomanagements und einer geeigneten Risikokommunikation zu unterstützen. Geleitet wird das Projekt von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie der Energiewende Oberland ‐ Bürgerstiftung für Erneuerbare Energien und Energieeinsparung (EWO) aus Penzberg als Praxispartner in der Region. Weitere Projektpartner sind das Karlsruhe Institut für Technologie ‐ Campus Alpin, Institut für Meteorologie und Klimaforschung (KIT/IMK‐IFU) in Garmisch-Partenkirchen sowie das ifo Institut ‐ Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (ifo) in München.
Wetter messen und lernen - Schüler*innen starten Wettermessnetz im Landkreis Bad Tölz – Wolfratshausen
Im Projekt KARE‐CS (Erhebung und Kommunikation von (Extrem‑) Wetterereignissen -ein Projekt mit Gymnasien) können Schüler*innen im Oberland wissenschaftliche Daten erheben und gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen auswerten und interpretieren. Das Projekt wird geleitet von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und gemeinsam mit dem Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin und der Energiewende Oberland ‐ Bürgerstiftung für Erneuerbare Energien und Energieeinsparung (EWO) umgesetzt. Gemeinsam mit Schüler*innen des Gymnasiums Hohenburg in Lenggries und dem Gymnasium Geretsried wurde diesen Sommer ein Laien-Wettermessnetz mit 20 Messstationen aufgebaut. Die engagierten Jugendlichen forschen in der Auseinandersetzung mit ihren selbst gebauten Messgeräten zu Fragen von Wetter und Klima, dem Auftreten von Extremwetterereignissen wie Hitze und Starkregen und den damit verbundenen Risiken sowie Möglichkeiten der Anpassung. Während der Sommerferien messen sie Lufttemperatur- und feuchte, Strahlung, Luftdruck und Niederschlag. Sie können direkt auf ihren Smartphones die Wetterdaten des Wettermessnetzes jederzeit und überall einsehen und eigene Beobachtungen zu Extremwetterereignissen wie Hitze und Starkregen melden. Für die Messungen mussten sogenannte Gateways an Schulen und Standorten der EWO eingerichtet werden, was nur durch die sehr bereitwillige Unterstützung der Stadtwerke Bad Tölz und des Landratsamts Bad Tölz – Wolfratshausen möglich wurde. Im Herbst werden die gesammelten Daten und Beobachtungen der Schüler*innen gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen ausgewertet und mit den Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes verglichen. Zudem wird untersucht, inwieweit künftig Laienwettermessungen einen Beitrag zur Vorhersage von Extremwetterereignissen darstellen können.