Welches Wetter wünscht Ihr euch in 30 Jahren?

Aktionstag beim Wettermessprojekt KARE-CS


„Welches Wetter wünscht ihr euch in 30 Jahren?“ – beim Aktionstag KARE-CS wirft das Veranstaltungsteam einen Blick in die Zukunft: (von unten) Thomas Kox (LMU München), Cornelia Baumann (Energiewende Oberland), Brian Böker (KIT Campus Alpin), Heike Unterpertinger (Energiewende Oberland)


Überschwemmte Straßen, volle Keller, verwüstete Gärten durch Hagel oder Risse im Boden nach zu langer Trockenheit. Dies alles waren Auswirkungen von Wetterereignissen, die Schülerinnen und Schüler aus Garmisch-Partenkirchen, Geretsried und Lenggries während ihren Wetterbeobachtungen im Projekt KARE-CS festgestellt haben. Nach zwei Jahren, in denen insgesamt über 70 Jugendliche mit selbst zusammengebauten Messgeräten Wetterdaten gesammelt und Auswirkungen im eigenen Umfeld notiert haben, war beim Aktionstag am 13.12.2021 Zeit zum Austausch zwischen Jugendlichen und Wissenschaft im Bürger-Wissenschaftsprojekt.

Geballtes Wissen gab es zunächst beim Mutterprojekt KARE, wo es um Anpassung an den Klimawandel geht und wo sich am gleichen Tag Wissenschaftler*innen und Akteure aus Politiker, Wirtschaft und Gesellschaft aus der Region trafen. Beim KARE-Treffen konnten auch die Jugendlichen dabei sein und erfuhren z.B. von Professor Dr. Matthias Garschagen von der LMU München, wie das Oberland wegen seiner Lage am Alpenrand besonders von Starkniederschlägen betroffen ist und wie andere Gebiete in Deutschland von Anpassungsmaßnahmen aus der Region lernen können. Oder wie Professor Dr. Stefan Emeis vom KIT-Campus Alpin in Garmisch-Partenkirchen deutlich machte, dass jedes Zehntel geringerer Temperaturanstieg Vorteile hat, so dass bei einer Begrenzung auf 1,5 Grad statt 2 Grad Erderwärmung mehrere 100 Millionen Menschen weniger Klimarisiken ausgesetzt sind und der Anteil der Menschen, die von Wasserknappheit betroffen ist, um 50% geringer ist.

Beim anschließenden KARE-CS Aktionstag tauschten sich die Schülerinnen und Schüler zu ihren eigenen Erfahrungen aus, etwa welche extremen Wetterereignisse sie selbst beobachtet haben und welche Auswirkungen diese auf das direkte Umfeld hatten – wie den wilden Abfluss am Wank nach Starkregen im Sommer 2021 oder Gullis, die nach heftigen Regenfällen noch wochenlang ausgepumpt werden mussten. Für die Frage, welche Gegenmaßnahmen den Jugendlichen bereits bekannt sind, wies Brian Böker vom KIT-Campus Alpin auf die Notwendigkeit hin, Maßnahmen zu Klimaschutz und Anpassung zusammen zu denken. Anpassung, weil Schäden z.B. durch zunehmende Starkniederschläge aus Regen oder Nassschnee bereits Realität sind und in Zukunft zunehmen. Und Maßnahmen zum Klimaschutz, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung zu begrenzen. Überhaupt erst einmal verstehen, was an Auswirkungen geschehen könnte und dann entsprechende Maßnahmen ergreifen wie die Erhöhung von Dämmen, Kellerschächten oder Bürgersteigen oder die Umleitung von Gewässern waren Ideen der Jugendlichen zur Anpassung. „PV aufs Dach“, „Radl statt Auto fahrn“ oder „weniger Fastfood, mehr selbstgemachtes Essen und wissen, wo’s herkommt“ waren Vorschläge zum Klimaschutz. Und auch Ansätze, die beiden Bereichen nutzen, wurden genannt wie die Renaturierung von Mooren oder Aufforsten von Wäldern, so dass diese CO2 speichern und gleichzeitig Wasser aus Regenfällen aufnehmen können.

Die wissenschaftliche Begleitung des Aktionstages übernahmen Thomas Kox von der LMU München sowie Brian Böker vom KIT-Campus Alpin. Kox stellte Ergebnisse aus den Wettermeldungen vor, die die Jugendlichen im Projekt abgegeben hatten. Böker gab Einblicke in die wissenschaftliche Forschung am KIT-Campus Alpin und steuerte Beispiele zur regionalen Anpassung bei wie den Kankerumbau, bei dem der Fluss Kanker in Garmisch-Partenkirchen streckenweise umgeleitet wird, um Wohngebiete vor Hochwasser zu schützen. „Welches Wetter wünscht ihr euch in 30 Jahren? Und was könnt ihr tun, um das zu erreichen?“ Mit diesen Fragen beendete Cornelia Baumann von der Energiewende Oberland den KARE-CS Aktionstag und wies noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, Anpassung und Klimaschutz auf dem Weg in die Zukunft zusammen zu denken.

Das Projekt KARE-CS, das über den Förderbereich Bürgerforschung des BMBF gefördert ist, wird geleitet von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und findet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin und der Energiewende Oberland als Praxispartner statt. Nach Ende der Laufzeit von April 2020 bis Dezember 2021 wird das Projekt als Bildungsangebot der Energiewende Oberland fortgesetzt und kann zukünftig von interessierten Schulen aber auch Gruppen z.B. von BUND oder DAV gebucht werden.


Vorschläge zu Anpassungsmaßnahmen beim Aktionstag KARE-CS