Die Weichen für eine klimaangepasste Zukunft stellen
Regionalveranstaltung in Penzberg

Der Klimawandel stellt das Oberland vor große Herausforderungen. Und besonders in Gemeinden und Landkreisen sind zukunftsweisende und nachhaltige Lösungen gefragt. Bei der Veranstaltung "Klimaanpassung mitdenken" am 20. Mai in der Stadthalle Penzberg erhielten Fachleute aus dem Oberland Einblicke in neueste wissenschaftliche Erkenntnisse für die Region, in das Klima-Anpassungsnetzwerk Oberland und diskutierten Ziele und Maßnahmen, um die Region widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen. Veranstalter war das BMFTR-geförderte Projekt KARE unter Leitung von LMU München und Energiewende Oberland, das das Oberland bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt.
Hier geht es zur Video-Dokumentation der Veranstaltung
Anpassungs-Netzwerk im Oberland – gemeinsam Klimaanpassung voranbringen
Wie können sich Kommunen gegenseitig bei der Klimaanpassung und der Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen unterstützen? Inspiration hierzu erhielten die rund 40 Fachleute vom KARE-Kommunennetzwerk, das erprobt, wie Klimaanpassung gemeinsam, ressourcenschonend und dauerhaft organisiert werden kann. So verfügen Wolfratshausen und Polling – nach Starkregen mit erheblichen Schäden – inzwischen über bauliche Maßnahmen sowie ein Hochwasserschutzkonzept bzw. Starkregen-Risikomanagement, wie deren Bürgermeister Klaus Heiligenlechner und Martin Pape berichteten. Die KARE-Pilotkommune Weilheim setzt ihre Starkregen-Risikokarte laut Klimaschutzmanagerin Katharina Segerer in der Bauleitplanung aktiv ein und stellt sie Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Wie wichtig der Austausch zwischen allen Beteiligten ist, betonten alle Netzwerkkommunen, „abteilungsübergreifend, aber auch über die Verwaltungsgrenzen hinweg“, so Veronika Schellhorn, Klimaschutzmanagerin im Landratsamt Weilheim-Schongau. Um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden zu fördern, plant das Projekt KARE-Projektleiterin Anne von Streit von der LMU München zufolge darum einen Behördenworkshop.
Steigende Überflutungs- und Hitzerisiken durch den Klimawandel
Dass Handlungsbedarf zur Anpassung an den Klimawandel besteht, bestätigten auch die KARE-Partner aus der Wissenschaft – der KIT-Campus Alpin und das Ingenieurbüro Lindschulte. So zeigen KIT-Klimasimulationen für die Region, dass Hitzetage und Starkniederschläge mit der Erwärmung des Klimas erheblich zunehmen, wie David Feldmann vom Ingenieurbüro Lindschulte die Ergebnisse zusammenfasste. In welchem Ausmaß die Überflutungsrisiken in der Folge von Starkregen durch den Klimawandel in Zukunft konkret ansteigen können, wurde mit Hilfe von Risikokarten für Starkregen gezeigt, die das Ingenieurbüro für die Pilotgemeinden Weilheim und Garmisch-Partenkirchen erstellt hat. Heutige Risiken durch Starkregen können in einer animierten Risikokarte für Weilheim auf der Homepage der Stadt eingesehen werden.
Zukunft mitgestalten – vier mögliche Zukünfte für das Oberland zur Wahl und Diskussion gestellt
Auf welche Herausforderungen müssen sich die Städte und Gemeinden durch die Folgen des Klimawandels vorbereiten? Was kann wer im Oberland bereits heute tun, um zukünftige Risiken zu mindern? Und was müsste heute schon geplant und ausprobiert werden, um in eine wünschenswerte Richtung zu kommen? Diese Fragen standen im zweiten Teil der Veranstaltung bei einem Workshop im Vordergrund, angeleitet von Moderatorin Elisabeth Freundl von der Energiewende Oberland.
Vier Zukunftsbilder für das Oberland im Jahr 2050 wurden von KARE gemeinsam mit regionalen Fachleuten entwickelt und auf der Veranstaltung von der LMU vorgestellt: Von „Weiter so, wie bisher“, „Grünes, nachhaltiges Wachstum“, „Vielfache Krisen“ bis zu „Suffizienz – soziale und ökologische Nachhaltigkeit vereint“. Als wünschenswerteste Zukunft bewerteten die Teilnehmenden mit großer Mehrheit ein klimaangepasstes, sozial gerechtes und nachhaltiges Oberland, wie es im Suffizienz-Zukunftsbild zum Ausdruck kommt. Allerdings erschien den Teilnehmenden diese Zukunft nur schwer erreichbar. Für die wahrscheinlichste Zukunft erachteten sie ein „Weiter so, wie bisher“ mit wachsenden Flächennutzungskonflikten und Problemen bei Klimaanpassung und -schutz. Diese Ergebnisse belegen, wie wichtig es ist, bereits heute die Weichen für eine klimaangepasste Zukunft zu stellen.
Aus den anschließenden Diskussionen konnten die Akteure Ideen mitnehmen, wie sie die Anpassung an den Klimawandel schon jetzt angehen und den Weg in eine gewünschte Zukunft einschlagen können: In Verwaltung und Politik, aber auch in Banken, Wirtschaftsforum, Regionalentwicklung, Ingenieurbüros, Landesämtern und Staatsministerien. KARE wird hieraus Empfehlungen für die Kreistage und Material für die Region erarbeiten. Bereits jetzt sind praktische Unterstützungsangebote auf der digitalen Plattform www.klimaanpassung-oberland.de. zu finden, z.B. ein Flyer, der Bürgerinnen und Bürger über den Schutz vor Starkregen informiert.