Wer macht mehr und warum? LMU veröffentlicht Studie zur Maßnahmenumsetzung von Privathaushalten

Wer macht mehr und warum? LMU veröffentlicht Studie zur Maßnahmenumsetzung von Privathaushalten

Unsere neue Studie untersucht, welchen Einfluss Ressourcen und Wissen – sogenannte Anpassungskapazitäten – auf das Anpassungshandeln privater Haushalte haben.

Haushalten kommt bei der Anpassung an den Klimawandel eine zentrale Rolle zu. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass sie über bestimmte Kapazitäten verfügen müssen, um private Vorsorgemaßnahmen umsetzen zu können. Dazu zählen generische Kapazitäten wie finanzielle Ressourcen und Bildung (Humankapital), aber auch risikospezifische Kapazitäten wie Risikobewusstsein, persönliche Vorerfahrungen und ein Verantwortungsgefühl.

In unserer Studie haben wir untersucht, welche dieser Kapazitäten besonders relevant sind, damit Haushalte Maßnahmen zum Schutz vor Überflutungen infolge von Starkregenereignissen umsetzen. Hierfür wurden 1.614 Haushalte im Bayerischen Oberland zu erlittenen Schäden sowie zur Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen befragt. Das Bayerische Oberland ist aufgrund seiner geografischen Lage an den Alpen ein Hotspot für Starkregenereignisse. Die Befragung macht deutlich, dass einige Haushalte zwar bereits Vorsorgemaßnahmen umsetzen, insgesamt erfolgt die Anpassung jedoch noch unzureichend, wenig strategisch und oft schlecht informiert.

Unsere Ergebnisse zeigen: Eine hohe Anpassungskapazität führt nicht zwangsläufig zu Anpassungshandeln – es besteht eine Lücke zwischen Anpassungskapazität und Maßnahmenumsetzung, das sogenannte „capacity–action gap“. Für die Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen sind insbesondere risikospezifische Kapazitäten wie eine hohe Risikowahrnehmung, Verantwortungsgefühl und Motivation entscheidend. Dagegen spielen generische Kapazitäten wie Einkommen oder Bildungsniveau eine untergeordnete Rolle. Haushalte mit mittlerem oder hohem Einkommen verfügen zwar über die finanziellen Möglichkeiten Maßnahmen durchzuführen, setzen diese aber nicht zwingend ein, da es ihnen an spezifischen Kapazitäten wie Risikobewusstsein oder Verantwortungsgefühl mangelt.

Förderprogramme in Form von finanzieller Unterstützung sind daher vor allem für einkommensschwache Haushalte wichtig. Um die Eigenvorsorge in allen gesellschaftlichen Gruppen zu stärken, sollten vor allem risikospezifische Kapazitäten gefördert werden – etwa durch Informationsveranstaltungen von Kommunen, die Bürgerinnen und Bürger für Risiken sensibilisieren, über Eigenverantwortung aufklären und konkrete Handlungsoptionen aufzeigen.

Publikation:

Schubert, A.; Streit, A. von & Garschagen, M. (2025). Unravelling the capacity–action gap in flood risk adaptation. Natural Hazards and Earth System Sciences, 25(5), 1621–1653.

Den vollständigen Artikel finden Sie unter: https://doi.org/10.5194/nhess-25-1621-2025.